Seit dem 9. März 2009 ist das Haus der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz für die Theaterbesucher geschlossen. Diese müssen bis Oktober in den nahegelegenen Prater und ein temporäres Amphitheater auf dem Theatervorplatz ausweichen. Das ambitionierte Ziel der knapp 7-monatigen Schließzeit: Das in den Jahren 1913-14 erbaute Haus innen von der Patina befreien, die Haustechnik auf den neusten Stand bringen und - last but not least - eine neue Zylinderdrehbühne (Durchmesser 18m, Höhe 7m) mit fünf Doppelstockpodien (Plattform 10m x 2m) einbauen. Für letzteres ging der Auftrag an die SBS.
In der deutschen Theaterlandschaft steht die Volksbühne für Sprechtheater der eher lauten denn der leisen Töne und großen Gesten. Nach Aussage des Intendanten Frank Castorf die künstlerische Reaktion auf die akustischen Verhältnisse des Hauses. Anders als die Künstler soll die neue Drehbühne vor allem eins: Viel leiser sein als die alte. Insbesondere die alten Doppelstockpodien mit Spindelantrieb ließen sich szenisch nicht verfahren, es sei denn die Geräuschkulisse mehrerer herannahender Panzer war gewünscht. Auch aus Sicherheitsgründen durften die Podien szenisch nicht bewegt werden, zumindest nicht mit Personen an Deck. Die Art der Inszenierungen bedingt wiederum die Anforderung, dass die neue Technik gegen Wasser aus allen möglichen Richtungen resistent sein muss. In allen Ebenen sind Abtropfkanten, Prallbleche, Regenrinnen oder Schutzwannen vorzusehen.
Seit Anfang April wird nun zuerst die alte Drehbühne demontiert und anschließend die neue montiert - jeweils über 200t Stahl- und Maschinenbau, Antriebstechnik, Holzbeläge und unzählige kleinere Einbauten. Die neue Drehbühne lagert auf insgesamt 20 Radschwingen mit jeweils 4 Stahlrollen, die auf dem Kellerboden montiert werden. Angetrieben wird sie von 4 Reibrad-Zangen-Antrieben mit jeweils 7,5 kW, die die rund 200t auf maximal 1,2m/s Geschwindigkeit am Umfang beschleunigen werden. Die fünf Podien besitzen zudem einen Schleppboden, also eine untergehangene, verfahrbare Plattform.
Ende April konnten sich das Hochbauamt Berlin und der zukünftige Nutzer bei einem Besuch bei SBS davon überzeugen, dass die für den Start der Montage am 20.Mai benötigten Bauteile bereit stehen. Mitte Oktober wird die Volksbühne dann wieder ihre Tore öffnen - mit noch spektakuläreren Inszenierungen und nur den Geräuschen, die der Regisseur beabsichtigt.
|
|