Am 30.Juni fand in Dresden ein Workshop „Bezahlbares Wohnen in Dresden“ statt. Schirmherr Markus Ulbig begrüßte dazu die verschiedensten Akteure des Wohnungsmarktes zum angeregten Meinungsaustausch. Steigende Mietpreise, knapper werdender Wohnraum und der Bedarf nach bezahlbaren Wohnen erfordern Konzepte und Maßnahmen, marktwirtschaftlich auf die Entwicklung in der Landeshauptstadt Dresden zu reagieren. In seinem Eingangsstatement rief Innenminister Ulbig zur Sachlichkeit in der Diskussion auf und beurteilte die aktuelle Situation am sächsischen Wohnungsmarkt. Die Staatsregierung hat erst vor kurzem ihr wohnungspolitisches Konzept vorgestellt mit einer umfangreichen Analyse des sächsischen Wohnungsmarktes. Innenminister Markus Ulbig: „Die Menschen spüren an einzelnen Orten, dass sich der Markt bewegt. Insgesamt ist der Wohnungsmarkt nicht übertrieben. Die Staatsregierung möchte, dass das so bleibt. Der richtige Weg ist: Dialog mit allen Marktakteuren und maßgeschneiderte Wohnraumförderung.“ Die Mietbelastungsquote – also der Anteil der Bruttokaltmiete am Haushaltsnettoeinkommen – liegt in Dresden bei 21,3 %. Dies ist in Sachsen zwar der Spitzenwert (durchschnittlich sachsenweit 20,5 %), er liegt aber immer noch unter dem Bundesdurchschnitt von 22,5 %. Weiterhin sagte der Minister: „Preistreiber auf dem Wohnungsmarkt sind die Energiekosten, nicht die Nettomieten. So hatten wir in Sachsen von 2008 bis 2013 eine Mietsteigerung von 1,7 %, im gleichen Zeitraum sind die Kosten für Haushaltsenergie um 17 % gestiegen.“ Im Anschluss beleuchtete Prof. Dr. Harald Simons von der empirica ag die Entwicklung des Mietmarktes Dresden im Vergleich zu Sachsen und der Bundesrepublik und kam aufgrund eines aktuell erstellten Mietgutachtens zu folgendem Ergebnis:„Danach beträgt die Mietbelastung der Bestandsmieter 18 %, der Bundesdurchschnitt liegt bei 19 %. Die Neuvermietungspreise in Sachsen betragen im Median 5,08 €/m², der Bundesdurchschnitt liegt bei 6,26 €/m². Dresden liegt mit 6,50 €/m² leicht über dem Bundesdurchschnitt, vor allem in einigen Stadtteilen haben wir eine gewisse Dynamik, aber bei vergleichbaren Großstädten liegt Dresden im Mittelfeld.“ Danach stellte Dipl.-BW. Lutz Basse, Vorstandsvorsitzender der SAGA aus Hamburg, als Modell kooperativer Stadtentwicklung das erfolgreiche Wirken des Bündnis für das Wohnen in Hamburg vor, eine Zusammenarbeit zwischen Senat und den Immobilienverbänden im Sinne von Stadtentwicklung und mehr Stadtteilgerechtigkeit. In seinem Vortrag erläuterte Bürgermeister Hartmut Vorjohann die demographischen Prognosen für den Mietmarkt Dresden und zeigte sich froh, dass Dresden die Trendwende von einer schrumpfenden Stadt in den 90ern zu einer heute dynamisch wachsenden Stadt geschafft habe. Ein anhaltendes Bevölkerungswachstum in 2025 auf über 600.000 Einwohner wie kürzlich verbreitet hält er aber für unrealistisch und wendet sich strikt dagegen, mit den Ängsten der Bevölkerung zu spielen. In den Prognosen der Stadt wird von 557.000 Einwohnern in 2025 ausgegangen, 25.000 mehr als 2013. Der aktuell benötigte Bedarf an neuen Wohneinheiten wird dabei mit dem Geschossbau in Dresden gerade übererfüllt. Die Stadt sieht ihre Prioritäten bei der Fertigstellung des Flächennutzungsplans, der Fortführung eines Wohnanpassungsprogramms für altersgerechtes Wohnen und beim Monitoring von Bevölkerungsentwicklung und Wohnungsmarkt. Grundsätzlich kritisch betrachtete Prof. Hans-Walter Forkel von der TU Dresden die aktuelle Diskussion in Dresden von wegen Mietwucher und Wohnungsnot. Jemand, der aus Paris nach Dresden komme, könne den hiesigen Wohnungsmarkt seiner Quantität und Qualität nach nur loben. Weiterhin verwies er auf die Möglichkeiten der Subjektförderung wie Wohngeld für Geringverdiener und Alleinerziehende mit Kindern. Handwerkskammerpräsident Dr. Jörg Dittrich appellierte in seinem Statement an alle Marktakteure in den Dialog zu treten und das Thema nicht der Parteipolitik zu überlassen und verwies dabei u.a. auf ein Hamburger Forschungsprojekt der Kooperation zwischen Architekten und Handwerkern um Reserven bei den Baukosten zu heben. Dr. Frank Arnold von der DREWAG verwies angesichts steigender Energiepreise aufgrund der politischen Entscheidungen zu Energiewende und CO2-Einsparungen auf die Fernwärmenutzung, die zu geringeren Dämmanforderungen auf die Bauhülle und damit geringeren Investitionskosten führt. In der anschließenden Diskussion betonte Minister Ulbig :„Gerade in Dresden bin ich derzeit viel unterwegs. Durch zahlreiche Gespräche weiß ich, dass es eine gefühlte Angst gibt, wenn diese auch nicht durch die Realität gedeckt ist. Dies müssen wir Ernst nehmen. Wir müssen Verdrängungseffekte vermeiden und die Probleme lösen, ohne eine neue Woba und ohne Mietpreisbremse." Weiter sagte er: „Doch was brauchen wir dazu in Dresden? Wir brauchen gesicherte Grundstücksverkäufe, beschleunigte Verfahren, wir müssen Anreize schaffen, z. B. durch unsere maßgeschneiderten Förderinstrumente. Ich könnte mir vorstellen, dass 1 000 Wohnungen im unteren Preissegment bis 2020 zu schaffen sind. Hierzu brauchen wir ein Bündnis aller Akteure. Jeder am Markt Beteiligte muss prüfen, was er einbringen kann. Ich bin gerne bereit, dies im Rahmen eines Pilotprojektes zu begleiten.“ Das Thema wird auf einem Folgeworkshop, der sich dann mit dem konkreten Projekt und ersten Ergebnissen befasst, im Rahmen der Baumesse HAUS 2015 in der Messe Dresden fortgesetzt. www.baumesse-haus.de
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